Coachingprogramm

4 Methoden

Grundlage der Fortbildung ist das Coaching-Konzept, das als eine strukturierte Beratungsmethode zwischen Coaches und Lehrkräften in der Lerngruppe verstanden wird.

Das Coaching-Konzept beinhaltet dabei die folgenden typischen Schritte:

Mögliche Leitfragen zu den einzelnen Coaching-Schritten:

Schritt Sozialform Mögliche Leitfragen

In Einzelarbeit, Ihre Coaches stehen Ihnen beratend zur Seite
  • Welche negativen Lehr- oder Lernsituationen aus Ihrer Praxis würden Sie gern zum Positiven wenden, sodass Sie Ihre Schüler und Schülerinnen optimal unterstützen können?
  • Wie möchten Sie sich in diesen problematischen Situationen gern  verhalten/fühlen?
  • Was würden Sie gern verbessern, anders gestalten?

Beispiel:

In meiner Klasse, die recht groß ist (22 Teilnehmende), haben manche Teilnehmende mir gegenüber bekundet, dass ich viel zu nett und viel zu lieb auftrete und dass sie sich eine eher strengere Lehrkraft und mehr Druck von außen wünschen würden. Sonst würden sie keine Hausaufgaben machen oder keine Präsentationen vor der Klasse vorbereiten. Diese Meinung meiner Schüler traf mich wie ein Schlag. Denn ich vertrete einen liberalen Unterrichtsstil auf Augenhöhe und ich glaube, sie schätzen mich falsch ein. Schließlich sind sie keine Kinder mehr und sollten mehr Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen. Also appelliere ich schon, die Hausaufgaben zu machen und argumentiere, aber ich zwinge niemanden dazu. Ich glaube, meine Teilnehmenden kommen aus den Herkunftsländern, wo eine Lehrkraft mehr Druck ausübt und stärker steuert.

Was würde ich zum Besseren wenden? Ich möchte gern meine Teilnehmenden dazu bringen, mehr Eigenverantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen, ohne dass man schimpfen müsste und ohne dass man sie unter Druck setzen müsste. Das würde in meinen Augen die Lernatmosphäre vergiften.

In Einzelarbeit, Ihre Coaches stehen Ihnen beratend zur Seite
  • Was möchten/können Sie in diesem Coaching-Prozess an Ihrer problematischen Lehr- bzw. Lernsituation aus Ihrer Praxis verändern?
  • Was sind die Ziele dieser Veränderungsprozesse?
  • Was können Sie in Ihrem Lehr- bzw. Lernkontext leisten und was nicht?

Beispiel:

Ich möchte etwas resoluter/ja, strenger vor meiner Klasse auftreten können. Wenn ein Teilnehmender die Hausaufgaben wieder mal nicht gemacht hat und wir sie in der Klasse kontrollieren, dann möchte ich so lange darauf bestehen, dass er die Aufgabe versucht jetzt zu lösen, bis er das auch tut. In der Vergangenheit haben wir solche Teilnehmende aus Zeitgründen „übersprungen“. Außerdem möchte ich mit meiner Klasse Sanktionen vereinbaren für diejenigen, die keine Hausaufgaben erledigen, sodass alle hier einverstanden sind und mitmachen.

Ziel ist: Die Teilnehmenden dazu zu bringen, fleißig und selbstständig zu arbeiten.

In der Lerngruppe, ein Tandempartner/-partnerin und Ihre Coaches stehen Ihnen ebenfalls beratend zur Seite
  • Was könnten Sie künftig tun, um das negative Muster zu durchbrechen?
  • Was möchten Sie ausprobieren?
  • Wie könnten Ihre Schritte konkret aussehen?
  • Was müssten Sie bei der Umsetzung beachten?
  • Was benötigen Sie für die Umsetzung?

Beispiel:

Ich möchte mit meiner Klasse ein offenes Gespräch führen, wie wir unseren Arbeitsprozess effizienter gestalten können. Das Erledigen der Hausaufgabe ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernerfolgs, das möchte ich meinen Schülern sagen. Ich werde konsequent darauf achten, dass meine Teilnehmenden ihre Aufgaben erledigen und die vereinbarten Sanktionen bei Regelbruch erfolgen. Ich muss allerdings beachten, dass ich/wir hier nicht den Bogen überspannen und dass wir keinem zu nahe treten. 

In Einzelarbeit oder in der Lerngruppe
  • Was passiert, wenn Sie … tun / wenn Sie … vorgehen?
  • Welche Folgen hätte es wohl, wenn Sie … vorgehen?
  • Wie möchten/können Sie Ihre Beobachtungen und Ergebnisse der Umsetzung von Lösungen und Strategien dokumentieren/festhalten?

Beispiel:

Ich denke, wenn ich bei der Hausaufgaben-Kontrollrunde die Teilnehmenden, die die Hausaufgabe nicht erledigt haben, nicht mehr „überspringe“, werden sie überrascht sein und werden sich weigern, die Beispiele vorzulesen. Aber ich werde hart bleiben. Die Folge wäre wohl, die Teilnehmenden würden sich in den Vordergrund gerückt fühlen. Und werden beim nächsten Mal die Hausaufgabe hoffentlich erledigen. Wenn ein Teilnehmender sich weigert eine Präsentation vor der Klasse zu halten, obwohl er sich für den jeweiligen Tag selbst eingetragen hat und ausreichend Zeit hatte, sich vorzubereiten, dann werde ich ihn bitten, die Präsentation spontan zu halten und bleibe dabei hart. 

In Einzelarbeit oder in der Lerngruppe, ein Tandempartner/-partnerin und Ihre Coaches stehen Ihnen ebenfalls beratend zur Seite
  • Was konnten Sie bei der Umsetzung von Lösungen und Strategien beobachten?
  • Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
  • Wie ging es Ihren Schülern und Schülerinnen dabei?
  • Wo haben Sie sich sicher/unsicher gefühlt?
  • Was an Ihrem Verhalten hat Ihnen gut/weniger gut gefallen?
  • Für welche anderen Situationen können Sie diese Erkenntnisse nutzen?
  • Wie können Sie die gewonnenen Erkenntnisse und Informationen für sich bzw. für Ihr Ziel nutzen?

Beispiel:

Wie vermutet, haben sich meine unfleißigen Teilnehmenden zunächst geweigert, etwas vor der Klasse vorzutragen oder die Hausaufgabe vorzulesen. Sie fühlten sich ungerecht behandelt. Aber dann fühlten sie sich beschämt und machten die Hausaufgabe doch. Ich war strenger als sonst und fühlte mich dabei nicht ganz wohl. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Teilnehmenden viel zu sehr unter Druck setzte und dass sie mich dann nicht mögen würden. Aber mein strengeres Auftreten war wohl richtig so.

Meine Erkenntnis ist: Die Teilnehmenden brauchen Zucker UND Peitsche. Sie brauchen eine gewisse Härte, um zu lernen, dass sie auch viel beitragen müssen, um Erfolg zu erzielen. Die eingangs beschriebene problematische Situation in dieser Klasse hat sich nun verbessert.  

Beratungsgespräche finden synchron in Online-Livesitzungen in Adobe Connect statt. Weitere Beratung erfolgt jedoch auch asynchron, z.B. durch Diskussionen im Kursraum, Rückmeldung von Coaches und Lernpartnern, Reflexion im Portfolio etc.

Im Rahmen dieses Coachings können Sie auf drei Ebenen lernen:

  • Vergleichsebene: Bei dieser Art des Lernens wird die Handlung im Unterricht mit den gesteckten Zielen verglichen. Wir überlegen gemeinsam, ob die ausgeführte Handlung oder die Maßnahme im Unterricht so gepasst hat. Weder das Ziel noch die Maßnahme als solche werden grundsätzlich in Frage gestellt.
  • Veränderungslernen: Handlungsmuster und auch Ziele werden hierbei grundsätzlich hinterfragt. Das richtige Handeln steht im Vordergrund. Veränderungen sollen angestoßen und Auswirkungen verstanden werden. Die Erforschung des eigenen Unterrichts ist dabei eine wichtige Perspektive.
  • Prozesslernen: Dabei wird versucht, auf der Metaebene das bisherige Handeln zu untersuchen, zu reflektieren und letztlich Konsequenzen zu ziehen, die die eigene Lernfähigkeit erhöhen sollen. Die professionelle Weiterentwicklung und die stetige Reflexion stehen im Vordergrund.