Kapitel 1: Welche Faktoren bestimmen das Lernen?
Warum lernen Ihre Lernenden Fremdsprachen?
Vielleicht wurden Ihnen folgende Fragen schon von Ihren Lernerinnen und Lernern gestellt: Wozu soll man überhaupt Fremdsprachen lernen? Was bringt das?
Gründe für das Fremdsprachenlernen gibt es viele. Wenn man diese Gründe mit den Lernenden bespricht, können sie oft den Nutzen ihrer Sprachkenntnisse erkennen und dies steigert in der Regel ihre Lernmotivation.
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Diese oder andere Gründe haben für Ihre Lernenden vielleicht eine entscheidende Rolle bei der Wahl ihrer Fremdsprachen gespielt. Möglicherweise waren es auch ihre Eltern, die die Entscheidung für die eine oder andere Sprache getroffen haben. Oft sind dafür persönliche Ansichten hinsichtlich des Nutzens von Sprachkenntnissen entscheidend, z.B. die Einschätzung, wie stark diese Sprache verbreitet ist, ob man sie für berufliche oder private Zwecke nutzen oder wo man sich mit ihr verständigen kann. Solche Faktoren bestimmen die Bedeutung bzw. das sogenannte Prestige einer Sprache. Es gibt aber auch gute Gründe dafür, andere, weniger verbreitete Sprachen zu lernen und zu sprechen.
Kinder oder Jugendliche machen sich meist nicht von allein Gedanken über den Nutzen von Fremdsprachenkenntnissen. Oft gibt es in der Schule keine oder nur eine begrenzte Wahlfreiheit zwischen den Sprachen, sodass die Schülerinnen und Schüler (oder Eltern) nicht vor die Entscheidung gestellt werden und nicht darüber nachdenken müssen, was sie mit der einen oder anderen Sprache erreichen können. Gerade solche Überlegungen tragen jedoch dazu bei, dass das Sprachenlernen zum persönlichen Anliegen wird, dass man durch persönliche Ziele motiviert ist und mehr Engagement und Eigenleistung einsetzt. Für Erwachsene wirken sich die Gründe dafür, warum sie eine Fremdsprache lernen, oft erheblich auf ihr Lernen aus.
Wie sieht die sprachliche Umgebung Ihrer Lernenden aus?
Durch Globalisierung und Migration lebt ein immer größerer Teil der Menschen in einem anderen Land als ihrem Herkunftsland. Dadurch kommt es zum Nebeneinander vieler Sprachen. Manche Gesellschaften sind aber auch traditionell mehrsprachig und multikulturell, z.B. viele afrikanische Länder oder Indien. Mehrsprachigkeit ist in vielen Kontexten ein Normalfall. Oft verwendet man auch mehrere Sprachen im täglichen Leben nebeneinander: in der Familie und der häuslichen Umgebung, in der Schule und der Arbeitswelt, in administrativen oder religiösen Kontexten.
Möglicherweise beherrschen auch Ihre Lernenden mehrere Sprachen. Auf diese Sprachenkenntnisse können sie aufbauen und diese beim Lernen von Deutsch oder anderen Sprachen nutzen.
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So unterschiedlich Ihre Lernenden sind, so verschieden sind auch deren Ausgangssituationen und Bedürfnisse, eine Fremdsprache zu lernen. Jemand, der bereits zu Hause zwei Sprachen spricht, bringt ein großes Potenzial mit, das man im Fremdsprachenunterricht nutzen kann. Diese Lernenden haben bereits viele sprachliche Vorkenntnisse, an die man im Unterricht anknüpfen kann. Mehrsprachige Kinder haben auch mehr Erfahrungen mit verschiedenen Sprachen – nicht nur mit ihrer Struktur und ihrem Gebrauch, sondern auch mit dem Erlernen von Sprachen. Sprachen gehören zu ihrer natürlichen Umgebung und sind ein Teil ihrer mehrsprachigen Realität.
Die meisten Schülerinnen und Schüler haben bereits eine oder sogar zwei Fremdsprachen gelernt, wenn sie mit Deutsch beginnen. Vielleicht haben sie aber auch noch mit anderen Sprachen Kontakt, z.B. in der Nachbarschaft, über das Internet oder durch das Fernsehen. Diese sprachlichen Vorerfahrungen kann man beim Deutschlernen nutzen. Dafür muss man sie aber thematisieren, d.h. die vorhandene sprachliche Vielfalt identifizieren, respektieren und reflektieren.
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