Kapitel 2.2 Das Klassenzimmer als Landschaft
2.2. Das Klassenzimmer als Landschaft
Möglicherweise war die Metapher Landschaft unter denen, die Ihnen besondere Schwierigkeiten bereitet haben. Dieser wollen wir uns zuerst zuwenden. Wir haben bereits mehrfach betont, dass Sie als Lehrerin oder Lehrer in einem Spannungsfeld arbeiten: Da sind auf der einen Seite die Anforderungen des Kontextes, denen Sie gerecht werden müssen. Beispielsweise sollen Sie sich nach einem nationalen Curriculum richten oder Ihre Schule macht Ihnen bestimmte Vorgaben für Ihre Arbeit. Das engt Ihren Gestaltungsspielraum zum Teil erheblich ein.
Auf der anderen Seite möchten Sie aber einen Unterricht gestalten, der Ihrem Ideal möglichst nahekommt oder Ihren persönlichen Vorstellungen von erfolgreichem Unterricht zumindest nicht deutlich widerspricht.
In der konkreten Unterrichtssituation stehen Sie deshalb fortwährend vor der Aufgabe, zwischen diesen beiden Einflussfaktoren einen Ausgleich zu finden.
Das Ergebnis dieses Balanceaktes lässt sich dann im Klassenzimmer beobachten. In Kapitel 2.1 haben wir uns anhand der Unterrichtsmitschnitte aus Krakau und Toulouse bereits einen ersten Überblick über die dabei wichtigen Aspekte verschafft. Im Folgenden werden wir uns auf einen dieser Aspekte konzentrieren: die Ausgestaltung des Lernraums.
Wir möchten in diesem Kapitel mit Ihnen dahin kommen, dass Sie
- die Gestaltung des Klassenraums bewusster wahrnehmen und die Folgen abschätzen können, die sich daraus für das Lernen ergeben,
- besser verstehen, wie sich pädagogische Ziele und soziale Ziele in der Gestaltung des Lernraumes widerspiegeln,
- die körperliche und geistige Dimension der Gestaltung von Klassenräumen verstehen,
- selbst geeignete Unterrichtslandschaften für verschiedene Unterrichtsaktivitäten entwerfen können.
Jedes Klassenzimmer zeichnet sich durch ein bestimmtes Design aus. Es ergibt sich aus der Anordnung von Tischen und Stühlen, der Gestaltung der Wandflächen, der Verteilung der Personen im Raum oder auch aus den Wegen, die Lehrende und Lernende während des Unterrichts durch das Klassenzimmer nehmen. Vielleicht inspiriert Sie folgende Abbildung:
Toni Wright spricht sehr treffend von der Geografie des Klassenraums (Wright 2005, S. 64): Unterricht lässt sich demnach als Landschaft denken.
Eine Landschaft mit Städten, Straßen, Feldern oder Wäldern transportiert viele Informationen über den Alltag der dort lebenden Menschen. Man erkennt beispielsweise, wie wichtig Mobilität für sie ist, oder man kann vermuten, welche Rolle öffentliche Räume wie Parks oder Plätze spielen. In gleicher Weise lässt sich viel über das Lernen in einem Klassenzimmer sagen, wenn man die Gestaltung des Raumes genau betrachtet.
Wir haben uns schon mehrere, sehr verschiedene Geografien von Klassenräumen angesehen, und Sie konnten sich über die Nähe und Ferne zu den abgebildeten Situationen Gedanken machen. Wir möchten Sie bitten, diese Fotos nun unter der neuen Perspektive zu betrachten und eine Skizze der Landschaften dieser Klassenzimmer anzufertigen.
Nicht immer wird Ihnen das einfach gelingen, weil die Fotos nur Ausschnitte der Unterrichtslandschaft zeigen. In diesen Fällen können Sie die fehlenden Elemente so ergänzen, wie es Ihnen sinnvoll erscheint.
Entwerfen Sie in einer Skizze die Geografie der Klassenräume. Markieren Sie dabei die möglichen Bewegungsspielräume der Lehrerin mit kleinen Pfeilen.
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Klassenräume |
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Deutsch lehren lernen - DLL Kapitel 2. Spielräume gestalten | 2.2. Das Klassenzimmer als Landschaft © Goethe-Institut